Dick und Dünn
Die folgenden Ideen haben der Kürze halber die sprachliche Form von Tipps, sollen aber natürlich nicht als Vorschriften verstanden werden. An dieser Stelle wäre es wichtig, Ideen aus konkreten Erfahrungen abzuleiten. Bisher sind die Ideen sehr allgemein. Bitte helft, diese Seite zu verbessern!
- Auf die Eltern dicker Kinder wird enorm herumgehackt. Lasse dich nicht verunsichern. Werde kämpferisch, denn sonst droht Gefahr, dass du dein Kind verrätst.
- Tue und sage deinem Kind nichts, das du nicht auch deiner besten Freundin oder deinem besten Freund in einer Phase der Schwäche oder Hilflosigkeit zumuten würdest.
- Lasse dich zu nichts verleiten, woran du gefühlsmäßig Zweifel hast – auch dann nicht, wenn du meinst, etwas genau zu wissen. (Auch durch diese Seiten nicht.)
Auskünfte von ExpertInnen in Ernährungsfragen sind oft widersprüchlich oder kurzsichtig. Lasse dich vom Verhalten oder Widerstand deines Kindes in Zweifel versetzen.
- Wenn du meinst, dein Kind erziehen zu müssen: Halte alle Ernährungsfragen da raus.
- Verunsichere dein Kind nicht durch Kommentierungen oder Bewertungen seines Essverhaltens.
Es kommt darauf an, dass dein Kind eine emotionale Sicherheit bezüglich des Essens entwickelt bzw. wiedergewinnt.
- Wenn dein Kind wegen seiner Figur gehänselt wird: Beziehe klar Stellung auf der Seite deines Kindes.
Spreche mit den Eltern der Kinder, die dein Kind hänseln. Verlange von LehrerInnen, etwas dagegen zu unternehmen, wenn dein Kind in der Schule leidet.
- Führe keine speziellen Essensregelungen für dein Kind ein, um es „auf Linie“ zu bringen.
Wenn du etwas am Essen zuhause änderst, dann für alle und dauerhaft. Ändere nichts, das dich überfordern würde oder das du nicht sicher beibehalten kannst. Nehme dir z.B. nicht vor, dass jeden Tag ein Stück Obst gegessen wird. Stelle einfach eine Obstschale auf und beobachte, was mit dem Obst passiert. Schaffe nicht z.B. das traditionelle Naschkram-Reservoir ab, sondern mische mal Bio-Naschkram unter (im Unterschied zu herkömmlicher Schokolade fühlt man sich nach Bioschokolade proppenvoll; es fehlen Geschmacksverstärker, so dass man nach Bio-Chips eher müde als aufgedreht wird etc.).
- Sei positiv und phantasievoll.
Wenn dein Kind dafür aufgeschlossen ist: Koche z.B. mit ihm ein neues Gericht oder nehme es mit auf den Markt, um Gemüse und Obst zu kaufen. Gehe mit ihm schwimmen oder auf den Bolzplatz usw.
- Wenn dein Kind sich genervt fühlt, nerve es nicht.
Äußere ggf. deine Sorgen, ohne aber dabei das Kind unter Druck zu setzen oder ihm Gewissensbisse zu bereiten. Wenn dir das gelingt, beweist du dem Kind, dass es vernünftig mit dir reden kann. (Kinder haben ein gutes Gespür für versteckte Botschaften, mit denen sie „eingewickelt“ werden sollen. Du kannst den Reaktionen deines Kindes meist entnehmen, welche versteckten Botschaften in dem liegen, was du sagst. Versuche dann, ehrlich mit dir selbst und dem Kind zu sein.)
- Wenn du meinst, dass dein Kind mehr Bewegung braucht, gehe ggf. auf die Suche nach leistungsstress-freien Angeboten, auf die dein Kind Lust hätte. Die beste Referenz für solche Angebote sind dicke Kinder, die dort bereits mitmachen, ohne dass das Angebot von Erwachsenen auf dicke Kinder eingeschränkt wurde. Auch Unterricht für Musikinstrumente oder Gesang kann sehr hilfreich sein und das Körpergefühl stärken. Zwinge das Kind aber zu nichts.
- Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind psychologische Unterstützung braucht: Sorge dafür, dass es welche erhält. Schäme dich nicht. Traue dir zu, ggf. ÄrztInnen zu wechseln oder Beratungsstellen aufzusuchen. Bitte ggf. Verwandte oder FreundInnen um finanzielle Unterstützung. Wenn du nicht ausgesprochenes Pech hast, lernt dein Kind in einer Psychotherapie Dinge, die ihm sein Leben lang nützen werden.
Achte bei der Auswahl der Therapie darauf, dass die Therapie nicht zum Ziel hat, Übergewicht zu reduzieren. Übergewicht ist keine Krankheit, die es zu beseitigen gilt. Sogar, wenn dein Kind so fett ist, dass es sich kaum noch bewegen kann: nicht das Übergewicht ist das Problem. Übergewicht ist manchmal der Ausdruck einer zugrunde liegenden Krankheit. In diesem Fall braucht das Kind ärztliche Hilfe, um die Krankheit zu heilen, nicht, um das Übergewicht zu beseitigen.
- Dein Kind hat genau den Körper, der für sein Überleben unter den aktuell gegebenen Bedingungen optimal ist. Dies gilt auch für kranke und sog. behinderte Kinder und auch, wenn man einem Kind Medikamente gibt: der Körper macht immer das Beste draus. Wenn ein Kind leidet, muss dieses „draus“, aus dem der Körper etwas machen kann, verbessert werden, aber nicht der Körper des Kindes.
- Achte darauf, dass deinem Kind die Kleidung nicht zu eng ist. Zu enge Hosenbündchen können z.B. bewirken, dass ein Kind seinen Bauch als störend empfindet -- nicht etwa die Hose. Wenn sich ein Kind zu dick fühlt, kann es helfen, die Kleidung etwas zu groß zu wählen. (Im Selbsttest ausprobiert: wirklich erstaunlich!)
- Respektiere dich selbst wie du bist. Spreche positiv über deinen Körper und behandle ihn gut.